Schadensfälle und Schadensaufklärung
Ziel einer Schadensaufklärung oder Schadensanalyse ist die eindeutige Identifizierung der primären Schadensursache. Erst anschließend lassen sich entsprechende Abhilfemaßnahmen zur Vermeidung ähnlicher Schäden festlegen.
Vorgehensweise im Schadensfall
1. Informationserhalt
Beschaffung aller relevanter und verfügbarer Informationen über das betroffene Bauteil wie Werkstoff, Einbausituation, Umgebungsbedingungen, Betriebstemperatur und natürlich die Standzeit. Unzureichende Informationen können das weitere Vorgehen enorm erschweren.
2. Visuelle und makroskopische Begutachtung
Ganz wichtig ist eine genaue visuelle Begutachtung (Sichtprüfung) auch scheinbar unwichtiger Einzelheiten und die Anfertigung einer entsprechenden Foto-Dokumentation. Hierzu sollte man sich unbedingt Zeit lassen.
Mit Hilfe eines Makroskops lassen sich bereits bei geringer Vergrößerung einige Besonderheiten gut erkennen.
3. Weitere Untersuchungen im Labor
Die Notwendigkeit und der Umfang hängt von den Erkenntnissen aus 1. und 2. ab. Bei Zweifeln an der Qualität des Werkstoffes kann dieser mittels Spektralanalyse und metallographischer Untersuchung hinsichtlich seiner chemischen Zusammensetzung und dem Zustand seines Gefüges untersucht werden. Eine Analyse vorhandener Beläge und Korrosionsprodukte empfiehlt sich in fast allen Fällen. Winzige Reste derselben lassen sich mittels EDX-Analyse noch gut analysieren.
4. Schlußfolgerung
Anhand aller bislang gewonnenen Erkenntnisse werden jetzt die mitwirkenden Schadensmechanismen ermittelt, der Schadensverlauf rekonstruiert und die primäre Schadensursache festgehalten.
In sehr schwierigen Fällen, bei denen die Schadensursache nicht eindeutig zu ermitteln ist, verbleibt noch die Ausschlußmethode. Die Schadensursache, welche am wahrscheinlichsten erscheint, wird mit entsprechenden Einschränkungen angegeben.
5. Empfehlung von Abhilfemaßnahmen
Dies interessiert bei Gerichtsaufträgen praktisch nicht, sollte aber bei anderen Fällen unbedingt mit enthalten sein.
verschiedene Schadensfälle
Korrosion von mit "Silberlot" verlöteten Durchtritten zwischen Heizschlangen und Aufsetzplatte eines Wassererhitzers | EDX-Analyse von entsprechenden Korrosionsprodukten |
Dauerbruch an einer Antriebswelle aus dem Chromstahl 1.4021 nach 2 Monaten Betrieb | durch einen Dauerbruch zerstörte Kugel eines Kugellagers |
Sigmaphase im Gefüge eines Bauteils aus falsch warmbehandeltem nichtrostenden Stahlguss 1.4408 | Randbereich eines typischen Dauerbruches mit Anrissen |
Fläche eines Dauerbruchs mit den typischen Schwingungsstreifen | typische Fläche eines Gewaltbruchs |
Überrest eines durch interkristalline Korrosion zerstörtem Laufrad aus dem nichtrostenden Stahlguss 1.4408 | durch interkristalline Spannungsriss-korrosion zerstörter Kompensator aus dem nichtrostenden Stahl 1.4571 |
Korrosion am Lotwerkstoff (AlSi12) einer gelöteten Verbindung von niedrig legiertem Aluminium | Torsionsbruch an einer Antriebswelle, ausgelöst durch ein wiederholtes Anlaufen des rotierenden Systems an der Gehäusewand |
Reibkorrosion und daraus resultierender Dauerbruch einer hoch belasteten Antriebswelle aus 1.4462 | interkristalline Spannungsrisskorrosion an einer Antriebswelle aus hochfestem Nitrierstahl |
selektive Korrosion der ferritischen Phase einer Behälterwand aus dem Duplexstahl 1.4462 | Rissbildung an einem stark kaltverformten Blech aus 2.4610 (Hastelloy C4) |
korrodierter Aufhängebügel aus einer Schwimmhalle | |
Erosionskorrosion an der Antriebswelle aus 1.4462 einer Pumpe zur Förderung hochkonzentrierter Schwefelsäure | Erosionskorrosion im Gehäuse einer Kreiselpumpe aus 1.4539 nach 4 Jahren in 300°C heißer Fettsäure |
Erosionskorrosion am Deckel einer Kreiselpumpe aus Aluminiumbronze nach 2 Jahren in Brackwasser | Durch Teillastbetrieb ausgelöste Kavitation im Eintrittsbereich einer Kreiselpumpe aus Aluminiumbronze nach 5 Monaten in Seewasser |
Überlastkavitation im Kanal des Lauf-rades einer Kreiselpumpe aus Grauguß nach wenigen Monaten Einsatz | Abrasionsverschleiß am Laufrad einer Kreiselpumpe nach 4 Jahren in zementhaltigem Abwasser |
Abrasionsverschleiß einer Kreiselpumpe durch feine ungelöste Kristalle | Tropfenschlag an einem Krümmer aus Grauguß aus einer Leitung zur Förderung von flüssigem Schwefel |